Sammelgebiet abgeschlossen: Mit der frisch restaurierten Kirchturmuhr aus Altheim stehen nun insgesamt 16 mechanische Großuhren im Museum „Zeit(T)räume“
Walldürn. Als vor etwa vier Jahren der Zeitmesser der Ilshofener Kirchturmuhr den Weg zu Beate und Bruno Kaiser in die Untere Vorstadtstraße fand, kam erstmals der Gedanke auf, sich auch nach den Uhrwerken der Region umzusehen.
Aus Interesse wurde schnell Leidenschaft und nach unzähligen Aufstiegen in die Kirchtürme der näheren Umgebung reifte allmählich der Traum, die ausgedienten Uhrwerke aus Walldürn und den angrenzenden Ortschaften zu retten, herzurichten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben der Uhr der Basilika als Herzstück der Sammlung stehen nun sämtliche mechanischen Turmuhren aus Walldürn und den unmittelbar angrenzenden Gemeinden im Museum „Zeit(T)räume“ von Beate und Bruno Kaiser.
Was damals mit den Uhren aus Hornbach und Glashofen begann, fand nun am vergangenen Samstag seinen offiziellen Abschluss mit der Präsentation der frisch restaurierten Kirchturmuhr aus Altheim, als letztem noch fehlenden „Mosaikstein“ der Sammlung. Insgesamt können nun 16 mechanische Großuhren im Museum „Zeit(T)räume“ besichtigt werden. Verbunden war die Präsentation mit der Weihe des bereits Ende 2009 fertiggestellten „Turmuhrenzimmers“ durch Stadtpfarrer Pater Josef Bregula.
„Damit schließt sich der Kreis. Alle verfügbaren Uhren aus Walldürn, den angrenzenden Ortschaften und der weiteren Umgebung sind nun komplett hier im Museum zu sehen“, hatte zuvor Beate Kaiser zahlreiche Gäste im Museumshof begrüßt, darunter auch Vertreter der Gemeinden, aus denen die Uhren stammen. Ihr Dank galt vorab allen, „die zur Erfüllung dieses Traumes beigetragen haben“.
„Hier haben wir wieder einmal ein Beispiel vor Augen, wie aus einer Einzelinitiative etwas geschaffen worden ist, was schließlich der Gemeinschaft, dem kulturellen Leben dient“, betonte anschließend der Leiter des Odenwälder Freilandmuseums, Thomas Naumann. Als Gründungsmitglied des Fördervereins Museum „Zeit(T)räume“ ließ er es sich nicht nehmen, die Laudatio zu halten und an die vielfältigen Anstrengungen vor, während und nach der „Bergung“ der Uhrwerke zu erinnern.
Das Ergebnis ist eine Sammlung, die so ihresgleichen sucht.
Thomas Naumann, Leiter des Odenwälder Freilandmuseums
Nicht nur rein körperlich, sondern auch die Überzeugungskraft im Vorfeld betreffend, habe dies allen Beteiligten viel abverlangt. Ganz zu schweigen von der aufwendigen Restaurierung der oft in bedauerlichem Zustand befindlichen Uhrwerke. „Das Ergebnis ist eine Sammlung historischer Turmuhrwerke, die so ihresgleichen sucht und überregional Aufmerksamkeit erreicht“, betonte Naumann. Und weiter: „Neben dem technischen Wissen wird hier auch Kulturgeschichte vermittelt.“ Denn im Rahmen der fundierten Führungen erhalte der Besucher auch interessante geschichtliche Daten zu Entstehung und Gebrauch des jeweiligen Uhrwerks an die Hand.
Als Alleinstellungsmerkmal für das Museum und damit auch für die Stadt Walldürn bezeichnete Bürgermeister und ebenfalls Gründungsmitglied des Fördervereins, Markus Günther, die Turmuhrensammlung. „In der kurzen Zeit seines Bestehens hatte das Museum bereits viele begeisterte Besucher“, freute er sich über den guten Zuspruch in der Bevölkerung und wünschte sich eine Fortsetzung der Sammelleidenschaft. Die offizielle Einweihung nahm anschließend Stadtpfarrer Pater Josef Bregula OFM Conv. vor, der selbst an den Entscheidungen der Pfarrgemeinden Walldürn und Altheim pro Museum mitgewirkt hatte. Nach einem gemeinsamen Gebet segnete er auch im Namen von Pfarrer Karl Kress die historischen Uhren.
Neues Projekt geplant
„Was nutzt eine Kirchenuhr auf dem Dachboden einer Kirche, wenn sie den Menschen nicht zugänglich gemacht werden kann und nicht mehr funktioniert“, schilderte schließlich Christoph Mahler, Pfarrgemeinderat in Altheim, stellvertretend für die gesamte Seelsorgeeinheit und die benachbarten Pfarreien die Beweggründe, die historischen Uhren dem Museum „Zeit(T)räume“ zur Verfügung zu stellen. Im Falle Altheims habe die Entscheidung zwar etwas länger gedauert, letztendlich sei jedoch die richtige Entscheidung getroffen worden.
Abschließend nutzte Bruno Kaiser die Gelegenheit und dankte seinem Helferteam für das große Engagement der vergangenen Jahre und gab einen kurzen Ausblick auf das nächste größere Projekt des Museums: die Installation einer voll funktionsfähigen Turmuhr der Marke „Zachariä“. Wo bisher noch das schwarze Zifferblatt an der Hauswand den Passanten der Unteren Vorstadtstraße permanent „zehn nach zehn“ anzeigt, soll schon in wenigen Wochen ein weiß-rotes Zifferblatt mit goldenen Zeigern stets die tatsächliche Uhrzeit anzeigen.
Eine technisch wie finanziell große Herausforderung für den Förderverein, der deshalb auch verstärkt um Unterstützung werben will.
von Ralf Scherer, Fränkische Nachrichten