4. „Kunst im Kaiserhof“: Julia Schork, Elfi Boomers-Schick, Johannes Kilian und Wolfgang Macht zeigen ihre Werke / Aussagekräftiges Ensemble
Walldürn. Abstraktes in Aquarellund Acryltechnik, Plastiken auf Keramik, Skulpturen aus Holz und Stein sowie handgeschmiedete Klingen aus Stahl – diesmal ohne offizielles Motto, dafür aber mit umso ausdrucksstärkeren Künstlern, lädt der Förderverein Museum Zeit(T)träume Walldürn seit Donnerstag wieder zu einer sehenswerten Kunstausstellung in den Museumshof der Familie Kaiser in der Unteren Vorstadtstraße ein.
Als fester Bestandteil des Kunst und Kulturprogramms des 37. Blumen- und Lichterfestes zeigen Julia Schork (Balsbach), Elfi Boomers-Schick (Pleisweiler), Johannes Kilian (Bödigheim) und Wolfgang Macht (Walldürn) einen breiten Querschnitt ihres künstlerischen und kunsthandwerklichen Könnens. Überwiegend aus aktuellen, aber auch aus früheren Schaffensperioden.
Eröffnet wurde die inzwischen vierte Auflage der Ausstellungsreihe „Kunst im Kaiserhof“ am Donnerstag im Beisein von (von links) Michael Schick, Bürgermeister Markus Günther, MdB Alois Gerig, Bruno und Beate Kaiser sowie den Künstlern Wolfgang Macht, Elfi Boomers-Schick, Julia Schork und Johannes Kilian.
Zur offiziellen Eröffnung im stilvoll dekorierten Museumshof begrüßte Beate Kaiser am Donnerstagmorgen zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben, darunter auch Gäste aus der Walldürner Partnerstadt Montereau und dem ungarischen Komitat Vas. „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“, schlug Kaiser eingangs den Bogen zum großen spanischen Maler Pablo Picasso, denn die Organisation einer Kunstausstellung sei immer wieder etwas Besonderes, Spannendes und
ganz und gar nicht Alltägliches. Faszinierend sei es jedes Mal aufs Neue mitzuerleben, „wie sich die Ausstrahlung des Museumshofes durch die Präsentation der Kunstwerke verändert und für kurze Zeit eine neues Gesicht bekommt“. Möglich sei dies jedoch nur durch die Unterstützung der Mitglieder des Fördervereins sowie zahlreicher weiterer Helfer und Sponsoren.
Ganz mit Anton Tschechow hielt es anschließend Michael Schick bei der Einführung in die Ausstellung: „Ich teile alle Werke in zwei Gruppen. In die, die mir gefallen, und die, die mir nicht gefallen. Ein anderes Kriterium habe ich nicht“. Eine von unzähligen möglichen Definition von Kunst über die sich sicher trefflich streiten ließe.
Auf jeden Fall aber ein Zugang zur Kunst, dem jeder Besucher bedenkenlos folgen kann. Etwa auf den Spuren von Julia Schork, deren Bilder spontaner Ausdruck ihres Fühlens und Denkens sind. Oft auch angeregt durch die Musik. Sie sind nicht selten gemalte Lebensphilosophie und sollen nicht nur ihr, sondern auch anderen helfen.
Die Besucher bekommen Staunenswertes geboten.
Bürgermeister Markus Günther
Hauptsächlich von der Natur, der Umgebung und von Empfindungen lässt sich Elfi Boomers-Schick bei der Gestaltung ihrer Objekte inspirieren. Ihre Experimentierfreudigkeit bei Modellieren, Glasieren, Brennen und Materialeinsatz zeigt sich in ausdrucksvollen Plastiken. Johannes Kilian dagegen baut nicht Material auf, er baut es ab. Und zwar so lange, bis die Formen aus dem Holz eines Stammes oder Blocks nach seinen Ideen herausgearbeitet sind. Seine Holz- und Steinskulpturen sind bewusst gegenständlich, damit sich die gewünschte Aussage ohne Umwege und vielfältige Deutungen erschließt.
Wolfgang Macht fertigt Messer in klassischer Handarbeit, angefangen beim technisch aufwendigen Formen und Härten des Stahls über die Gestaltung der Mechanik, der Griffe aus seltenen Hölzern bis zum Feinschliff der Klinge. Zu sehen sind jedoch nicht nur die Ergebnisse seines Kunsthandwerks, sondern heute Abend im Rahmen der „Nachtschwärmerei“ auch das Schmieden an der glühenden Esse.
„Dieser idyllische Ort ist zu einer Perle, zu einem Eckstein mitten in Walldürn geworden“, lobte schließlich Bundestagsabgeordneter Alois Gerig, der es sich trotz übervollem Terminkalender auch in diesem Jahr nicht nehmen ließ, an der Eröffnung teilzunehmen. „Das Museum mit seinen Aktivitäten bereichert das kulturelle Leben im ländlichen Raum ungemein“, sagte Gerig und attestierte der Ausstellung ein breitgefächertes Angebot mit bewundernswerten Werken. Der Ausstellung wünschte er abschließend viele Besucher und dankte allen Helfern für ihr Engagement.
Form der Kommunikation
„Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen“, sagte Bürgermeister Markus Günther in Anlehnung an den Dichter und Lyriker Matthias Claudius. Denn Staunen mache neugierig, rege zu Fragen an und führe dazu, sich mit den Dingen auf ganz neue Weise zu beschäftigen. „Auch die Besucher dieser Ausstellung bekommen Staunenswertes geboten“, betonte der Rathauschef. Sein besonderer Dank galt deshalb den Organisatoren der Ausstellung mit Beate und Bruno Kaiser an der Spitze für die „Zusammenstellung zu einem aussagekräftigen Ensemble“, aber natürlich auch den Künstlern, das Blumen- und Lichterfest mit ihren Exponaten zu bereichern.
„Kunst ist eine Form der Kommunikation, ein Austausch darüber, wie Kunstschaffender und Betrachter die Dinge des Lebens sehen“, schloss Günther, eröffnete die Ausstellung ganz offiziell und lud die Eröffnungsgäste zu einem spannenden Dialog mit den Kunstwerken ein.
Information: Die Ausstellung im Museumshof Kaiser ist heute von 11 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
von Ralf Scherer, Fränkische Nachrichten